Overwriting
Hey Wölfe und Wölfinnen! Heute beschäftige ich mich mit dem Thema Overwriting. Bestimmt ist es euch mehr als bekannt! Ihr könnt mir hinterher gerne ein Feedback geben, was ihr darüber denkt. Viel Spaß beim Lesen! Auuuuu! 😉
Was bedeutet Overwriting?
Overwriting kommt aus dem Englischen und wird ins Deutsche oft als Überschreibung übersetzt. Aber es gibt noch mehr Begriffe, mit denen man Overwriting zutreffend beschreiben könnte. Es ist auch bekannt als Ausschmückung, Übertreibung, teilweise Überspitzung, Überdehnung und mein Lieblingsbegriff Überblähung.
Warum ist das Overwriting so ein Problem in einer Geschichte?
Weil viele von uns die Geschichte bis zum Anschlag so überladen, dass es teilweise einfach nicht mehr schön ist weiterzulesen. Es kann die Leser sogar verschrecken, wenn man jeden Satz mit einer Vielzahl an Adjektiven und synonymen Vollpakt.
Grade hier zählt weniger ist mehr. Oft ist man so in der Geschichte drinnen, dass man gar nicht mitbekommt, sich hin und wieder auch zu wiederholen. Denn das Overwriting endet nicht nur mit der Übertreibung von Wörtern. Nein, es geht weiter mit der Wiederholung von einzelnen Sätzen, Passagen oder sogar Kapiteln.
Die Ausschmückung unser ständiger Begleiter…
Viele der erfahrenen Autoren beharren darauf, dass dieses Problem überwiegend bei den Erstautoren stattfindet. Aber daran scheiden sich dann auch schon die Geister! 😉 Denn grade die erfahrenen Autoren sind so geübt mit dem Schreiben, dass es ihnen teilweise schwerer fällt, Wörter wegzupacken. Bei ihnen findet man auch teilweise komplizierte Sätze und Absätze, die hin und wieder verschachtelt werden. Natürlich nicht bei allen! Aber die Ausnahmen gibt es eben!
Wohingegen die Erstlinge eher kürze Sätze schreiben, weil sie noch nicht so geübt sind in der Schreibkunst. Aber auch hier muss man sagen, dass jeder unterschiedlich ist. Man kann eben nicht alle über einen Kamm scheren. Manchen ist sehr wohl bewusst, dass sie grade die Geschichte überspitzen.
Metapher, wie man das Overwriting beschreiben könnte…
Für alle, die eher visuell veranlagt sind, stellt euch einen schönen Luftballon vor, der leer ist. Ihr fangt an, ihn anfangs noch zaghaft aufzublasen, weil ihr euch unsicher seid, ob ihr es auch richtig macht. Aber nach einer Zeit, vielleicht weil ihr tolles Feedback von Freunden und Familie bekommen habt, schwindet eure Unsicherheit. Bei jedem neuen Satz werdet ihr mutiger.
Imaginärer Luftballon…
Übertragen wir es wieder auf den Luftballon, dann pustet ihr ihn langsam, aber stetig auf. Bis er eigentlich eine angenehme Größe hat. Aber irgendwie seid ihr noch nicht so richtig zufrieden. Immer wieder geht ihr eure Geschichte durch und findet hier und da noch Platz, um einzelne Wörter hinzuzufügen. Auch unser knalliger, rote oder rosa (da könnt ihr euch eure Lieblingsfarbe aussuchen ;)) Ballon wächst prächtig weiter.
Bis zum Anschlag…
Ihr fühlt, dass er schon prall gefüllt ist mit ausreichend Luft. Aber euch reicht das noch nicht aus. Schließlich wollt ihr die perfekte Geschichte. Also schreibt ihr noch weiter. Der Luftballon wird ebenfalls noch einwenig vollgemacht, bis das Unausweichliche passiert. Er zerplatzt wie ein Traum in euren Händen.
Ein gutes Mittelmaß finden…
Und genau dass kann auch mit eurer Geschichte passieren, wenn man übertreibt. Denn dann hat die Leserschaft schnell das Interesse an der Geschichte verloren. Sie ist schlichtweg unsexy! Also denkt beim nächsten Mal immer an den rosa, knackig gefüllten Luftballon. Bevor er in euren Händen jämmerlich explodiert und ihr wieder von vorne anfangen müsst! 😉
Welches ist das Hauptproblem der Überblähung?
Eines der Hauptprobleme sind:
- Lange und komplizierte Sätze.
- Angestrengte Sprache, die den Lesenden überfordern kann.
- verschachtelte Absätze.
- unnötige Wiederholungen von Sätzen, Passagen oder Kapiteln.
- Kapiteln, die sich unnötig lang ziehen und nichts mit der eigentlichen Handlung oder dem Geschichtsverlauf zu tun haben.
- Ansammlung von Adjektiven, Adverbien, Synonymen, die nicht dazu beitragen, die Geschichte zu verbessern.
- Ansammlung von wiederkehrenden Metaphern.
Auch beim Plot findet oft die Überschreibung statt…
Beim Plot findet Overwriting besonders oft statt, indem wahllos Nebenfiguren oder Plotstränge erstellt werden, die die Geschichte unnötig wie Kaugummi in die Länge ziehen. Dadurch wünscht man sich als Lesende, dass die Geschichte endlich zum Punkt kommt. Immer wieder geht das Gerücht um, dass Überschreibung zu guten Autoren dazu gehört. Aber das ist falsch!
Und wie kann man die Überspitzung vermeiden?
Indem man sich einen Plan erstellt, eine Liste, die man durchgehen kann, wenn man ein Kapitel fertig geschrieben hat. Hier kannst du dir kostenlos meine Liste FragenOverwriting herunterladen.
Fragen, um ein Overwriting zu minimieren!
1. Gibt es Wiederholungen von Wörtern?
Damit ist gemeint, ob sich Synonyme oder Adjektive ständig wiederholen.
Beispiel:
Lyanna traf sich mit Thalia, um zu trainieren. Danach traf sie sich mit ihrem Vorgesetzten, um ein paar Dinge für die Mission zu besprechen. Von da aus gings weiter zum Treffen der Garde etc.
Der gleiche Text mit ein paar Synonymen hört sich gleich anders an und ist viel aufgelockerter.
Lyanna traf sich mit Thalia, um zu trainieren. Danach fuhr sie zu ihrem Vorgesetzten, um ein paar Dinge für die Mission zu besprechen. Von da aus gings weiter zur Sitzung mit der Garde.
Und schon wirkt der gleiche Text nicht mehr so monoton. Also denkt dran.
Beim Schreiben egal ob Geschichte oder Dialog sind Synonyme unsere besten Freunde!
2. Sind die Sätze zu lang und kompliziert?
Lyanna hatte keine Ahnung, was sie auf der Mission in Wirklichkeit erwarten würde.
Ist meiner Meinung ein normaler Satz, den jeder Leser verkraften kann.
Lyanna hatte keine Ahnung, was sie auf ihrer ersten selbstständigen Mission in Wirklichkeit alles erwarten würde, zumal sie noch nie für eine größere Truppe wie die jetzige verantwortlich war.
Der Satz ist zwar nicht sonderlich kompliziert, aber er ist lang. Man könnte also zwei Sätze daraus machen, was dann wieder bequemer zum Lesen ist.
3. Trägt die Handlung zum Verlauf der Geschichte bei?
Hans ging Einkaufen, weil sein Kühlschrank komplett leer wahr. Dabei beobachtete er rein zufällig, wie Magie mit einem fremden Mann hinter den Wasserkästen wild herum geknutscht hatte. Aber war sie nicht verheiratet?
Diese kleine Szene könnte zum Verlauf der Geschichte Beitrag, weil es Auswirkungen auf Hans und diese Magie und ihre Ehe hätte. Wenn denn Magie wichtig ist. Wenn sie bloß eine Füllfigur von einem Kapitel ist, dann ist das natürlich unwichtig und kann raus.
4. Benutzt du zusammengesetzte Wörter?
Jetzt fragt ihr euch bestimmt, was sind zusammengesetzte Wörter?
Man formt aus zwei schon bestehenden Wörtern ein neues.
das Fenster + die Bank = die Fensterbank
Anstatt zu schreiben. Sie sass auf der Bank unter dem Fenster.
So klingt es besser.: Sie sass auf der Fensterbank.
die Hand + das Tuch = das Handtuch
Sie trocknete sich ihre Hände mit dem Tuch. Geht.
Sie trocknete sich die Hände mit dem Handtuch ab. Beides ist okay.
das Essen + der Tisch = der Esstisch
Hier findet auch gleich eine Wiederholung, also Überschreibung statt.
Ich ging ins Wohnzimmer, wo Maria am Wohnzimmertisch sass und ihr Mittagessen zu sich nahm.
Besser:
Ich ging zu Maria, die am Esstisch sass und aß.
5. Streiche unnötige Füllwörter heraus, die den Lesefluss beeinträchtigen, den Text ausdehnen und länger machen. Finde ein geeignetes Mittelmaß, da sie in echten Unterhaltungen auch benutzt werden.
Dazu zählen: je, denn, bloß, schon, halt, auch, doch, manchmal, nochmal, gleich, etc. Es gibt viele.
Katja blickte Kai sprachlos an, denn er hatte sie mal wieder dabei eiskalt erwischt, wie sie ihre Diät selbst sabotiert hatte, indem sie sich eine halbe Tafelschokolade reinzog, was ihr einwenig peinlich war.
Dieser Satz ist lang und unnötig kompliziert. Hier finden wir auch Füllwörter, auf die wir verzichten können.
Hier kommt die Situation auch gleich besser auf den Punkt.
Katja wurde eiskalt von Kai erwischt, wie sie sich grade eine Tafelschokolade reinzog. Es war ihr unangenehm, weil sie mitten in der Diät steckte.
6. Hast du Sinn Wiederholungen in deiner Geschichte?
Was meine ich denn jetzt schon wieder damit? Nun damit ist gemeint, dass man sich in mehreren Sätzen hintereinander wiederholt.
Die Kinder kamen grade aus dem Kinderzimmer und gingen direkt ins Wohnzimmer, wo ihre Eltern am Wohnzimmertisch sassen und das Spiel schon mal vorbereiteten.
Sodass nennt man doch kompliziert! 😉 Na noch mitgekommen?
Besser:
Die Kinder kamen grade aus ihren Zimmern und setzten sich zu ihren Eltern an den Tisch. Die das Spielbrett schon vorbereitet haben.
Dabei ist es egal, wo sich die Familie grade befindet. Außer es hat Folgen für den weiteren Verlauf der Geschichte.
Vielleicht ist es wichtig, dass die Familie unbedingt im Wohnzimmer sitzen muss, weil dort im Verlauf etwas passieren wird?
Es gibt aber auch die Wiederholungen, in denen der Sinn mehrfach hervorgehoben wird.
Sie war fuchsteufelswild. Kathrin mutierte regelrecht zur Furie. Sie war ungehalten, dass sie ihm an die Gurgel springen wollte. Kathrin glich einem Tier, das Tollwut hatte.
Wenn man nicht unbedingt drauf hinweisen will, wie ernst die Lage ist, dann reicht ein Satz vollkommen aus, um die Stimmung von Kathrin zu beschreiben.
Überschreibung findet auch im Plot statt…
Überschreibung findet in einer Geschichte auf allen Ebenen statt, auch im Plot. Die Frage, die man sich immer stellen sollte, ist: Bringt es was für den Verlauf der Geschichte oder kann das weg? Denn dadurch entstehen Nebenfiguren, die plötzlich wichtiger erscheinen, als sie wirklich sollten. Und wir alle kennen die Situation, wenn das Schreiben sein Eigenleben entwickelt und man an all seinen Figuren hängt. Man möchte sich nur ungern von ihnen trennen. Also was macht man?
Fokussiere dich auf jedes Kapitel…
Um dem zu entgehen, dass der Plot unnötig aufgebläht ist, sollte man sich stets fokussieren. Es ist wichtig, sich immer daran zu erinnern und zu hinterfragen, ob das alles wichtig ist.
- Brauche ich diese Szene wirklich?
- Hilft sie beim Verlauf der Geschichte oder dehnt sie nur meine Geschichte auf?
- Sollte der Fokus wirklich auf der besagten Situation liegen oder kann man das weglassen?
- Hat man Nebenschauplätzen zu viel Aufmerksamkeit geschenkt, die keine Relevanz für die Entwicklung der Geschichte und der Figur haben?
Mithilfe dieser Fragen kann man am Ende jedes Kapitels einiges wegstreichen und somit wird das Buch auch schlanker. Glaubt mir, ich bin die Erste, die sich weigert, etwas wegzulassen. Weil ich immer denke, dass es wichtig ist.
Aber mittlerweile habe ich gelernt, meine Geschichte aus der Sicht des Lesers zusehen. Denn am Ende bin auch ich bloß ein Leser, der sich nach einer guten Geschichte sehnt.
Kurze Zusammenfassung:
- Schreibe erst eine Rohversion. Egal ob auf Papier oder schon auf dem Laptop. Erst im zweiten Anlauf kannst du sie überarbeiten.
- Bist du endlich fertig mit deinem Kapitel oder sogar mit der ganzen Geschichte. Herzlichen Glückwunsch! Dann lasse es jetzt ein paar Tage liegen und schau es dir dann noch mal an. Damit du einwenig Distanz aufbauen kannst.
- Entferne alle unnötigen Wörter, die den Text in die Länge ziehen oder verkomplizieren.
- Benutze zusammengesetzte Wörter, die erleichtern dir vieles.
- Fokussiere dich auf das Wichtigste in jedem Kapitel. Und streiche alles komplizierte heraus. Alles, was den Lesefluss beeinträchtigen kann.
- Nutze kraftvolle Verben.
Fazit:
Das Overwriting begleitet uns alle. Manche mehr, manche weniger. Aber es kann uns auch dabei helfen, sich noch intensiver, aber vor allem fokussierter mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Es muss nicht immer als etwas Negatives angesehen werden. Auch wenn das vor allem die unantastbaren Profis den Erstlingen weiß machen wollen.
Denkt immer daran, niemand hat die Weisheit mit dem Löffel gefressen! Also in diesem Sinne, achtet immer auf euer Bauchgefühl und macht es genauso, wie ihr euch damit gut fühlt. Denn wenn euch eure Geschichte nicht gefällt und überzeugt, dann wird es den anderen erst recht nicht gefallen!
Ich wünsche euch alle ein fröhliches Schaffen. Bis bald! Auuuuu! 😉