Mein Buch ist fertig – und jetzt?

Mein Buch ist fertig – und jetzt?

Der heutige Beitrag handelt von »Mein Buch ist fertig – und jetzt?«. Viele von uns befinden sich einmal in ihrem Leben genau an diesem Punkt. Vor allem die Newbies unter uns wissen dann nicht genau, was sie als Nächstes tun sollen. Ich hoffe, dass dieser Artikel euch ein wenig dabei hilft, sich nicht ganz so hilflos und überfordert zu fühlen.

Nebenbei ist dieser Beitrag auch der letzte Ausführliche für dieses Jahr 2024. Als kleines Weihnachtsgeschenk gibt es eine Checkliste, die euch beim Überarbeiten helfen soll. Also viel Spaß beim Herumschnüffeln.

 

Mein Buch ist fertig – und jetzt?

 

Diese Frage quält die meisten angehenden Autoren, sobald sie das Ende unter ihrer Geschichte gesetzt haben. Stellt euch folgende Situation vor.

Lena saß Wochen, ach was Monate, allein in ihrem Zimmer. Sie hat etliche Partys abgesagt. Dabei galt sie immer als die Partyqueen ever. Nein, sie hatte Wichtigeres zu tun. Lena nahm es sogar in Kauf, ihre Freundschaften zu vernachlässigen, nur um sich den einen Wunsch in ihrem Leben zu erfüllen.

Eines Nachts schlief Lena tief und fest. Draußen stürmte und blitzte es. Bis sie schweißgebadet aus dem Bett fiel. Sie hatte einen so realistischen Albtraum, der sie nicht mehr losließ. Weil sie sich niemandem anvertrauen wollte, der Horrortraum sie aber auch am Tag festhielt, beschloss sie, ihn aufzuschreiben. 

  Anfangs waren es nur kleine Stichpunkte und eher für sie selbst gedacht. Dann richtige Sätze, und eh sie sich versah, hielt sie ein ganzes Kapitel in ihren Händen, das sogar nicht schlecht klang. Und so schrieb sie jeden Abend, jede freie Minute daran weiter, bis sie es endlich fertig hatte.

  Ein ganzes Manuskript, das sie Zeit, Nerven, Kraft, Geduld und Ausdauer gekostet hatte. Aber es hatte sich gelohnt. Stolz zeigte sie es ihrer Mutter. Die wiederum verteilte es in der ganzen Familie herum. Ohne es gewollt zu haben, hatte Lena plötzlich Testleser. Wer könnte es besser machen als die schlecht gelaunte Oma, die an allem immer etwas auszusetzen hatte? 

  Doch zu ihrer Überraschung war selbst die strenge und oft auch abweisende Oma plötzlich Feuer und Flamme. Sodass Lena sich heimlich in ihrem Zimmer selbst auf die Schultern klopfte. Denn wer konnte schon von sich behaupten, ein eigenes Buch geschrieben zu haben?

  Viele ihrer Freunde sprachen immer nur darüber, weil es zu einem gewissen Standard gehörte. Doch sie wagte den Schritt wirklich und schrieb ein Buch. Ließ sich von ihrer Leidenschaft mitreißen und verzichtete ganz nebenbei auf die KI. Denn auch Lena sah ein, dass es sonst nicht mehr ihre Geschichte wäre. Nicht mehr ihren Stempel tragen würde. Und auch nicht mehr ihre Emotionen. Dabei wollte sie genau diese herüberbringen.

  Also genoss sie ihren ersten Erfolg. Doch schon bald drängte sie ihre Mutter, das Buch zu veröffentlichen. Aber wie? Und was musste sie noch alles beachten? Es waren nur ein paar der Fragen, die sich Lena einsam und enttäuscht in ihrem Bett stellte.


 

Was sind die nächsten Schritte?

 

Na, hat sich der eine oder die eine selbst wiedererkannt? An einem bestimmten Moment als Autoren kommen wir alle an den besagten Punkt: »Mein Buch ist fertig – und jetzt?« Einfach, weil uns die Erfahrung in diesem Bereich fehlt. Und wie jeder weiß, hört nach Beendigung unserer Geschichte die harte Arbeit noch lange nicht auf. Im Gegenteil, sie fängt jetzt erst richtig an.

Viele brauchen knapp sechs Wochen, um die erste Rohfassung zu beenden. Die Überarbeitung kann dann locker bis ein Jahr oder länger dauern. Es kommt natürlich auf dich an, wie perfektionistisch veranlagt du bist. Denn das spielt auch eine zentrale Rolle in deiner Überarbeitungsphase. Da du vielleicht niemals mit dem Endprodukt zufrieden sein wirst.

Und genau hier brauchst du eine bunt gemischte Truppe von Testlesern, die dir helfen, einen guten Mittelweg zu finden. Indem du auch mit deiner Geschichte zu Frieden bist. Eins vorweg: Bitte erinnert euch daran, dass ihr nicht für andere Autoren schreibt. Auch wenn immer mehr Leser zu Autoren werden. Euer Projekt, euer Baby, hat eine bestimmte Zielgruppe, und die solltet ihr auch nie aus den Augen lassen. Denn die haben ganz andere Ansprüche an eure Geschichten als die kritischen Autoren um euch herum.


 

Ein kleiner Leitfaden für Newbies:

 

1. Was ist das Hauptthema deiner Geschichte? 

 

Die meisten der Autoren schreiben zuerst ihre Prämisse, also den roten Faden ihrer Geschichte, in einem knappen, aber knackigen Satz auf. Was wichtig ist: Denn dieser Satz wird in Zukunft noch oft gebraucht. Vor allem, wenn ihr damit liebäugelt, euch bei Agenturen oder Verlagen zu bewerben. Also geht in euch und versucht, für euch das Hauptthema zu entdecken und zu formulieren.

Gerade intuitive Schreiber lassen erst alles fließen, was sich in ihrem Oberstübchen so abspielt, und erst danach beschäftigen sie sich mit dem Hauptthema. Was dann jedoch schwieriger ist, alles in einem knappen Satz und auf den Punkt zu bringen.

Ein Hauptthema könnte sein:

  • Liebe übersteht alle Hindernisse.
  • Aus Feindschaft wird Freundschaft.
  • Aus Liebe wird Hass.
  • Die Freundschaft übersteht alle Kämpfe und Intrigen.

Das sind klischeehafte Themen, aber als Newbie können sie euch weiterhelfen.


 

2. Schreibe deine Geschichte auf eine Postkarte. 

 

Warum ausgerechnet auf eine Postkarte? Weil das genau die Länge ist, auf die deine wichtigsten Punkte deiner Geschichte passen sollten. Und Folgendes sollte deine Postkarte beinhalten:

  • Ort= wo?
  • Zeit = wann? (Jetztzeit, Jahreszeit, Zukunft, Vergangenheit, historisch)
  • Person = wer? (Protagonist oder Protagonistin)
  • Konflikt = Hauptproblem (Worum geht es? Startpunkt)
  • Probleme = die Hauptkonflikte verschlimmern. (Antagonist wird erwähnt.)
  • Höhepunkt
  • Lösung/ Wendepunkt

All diese zusammen gebündelten Informationen kannst du dann als Klappentext verwenden. Glaubt mir, auch hier werdet ihr zigtausende Beispiele schreiben, bis ihr einigermaßen zufrieden seid. Denkt aber daran, dass im Klappentext nicht der Schluss aufgelöst werden soll. Ansonsten werden die Leser es nicht mehr kaufen. Also gib nur so viel Information weiter, wie es nötig ist, und weck die Neugier in deinen Lesern.

 

Struktur in die Geschichte bringen.

Herzlichen Glückwunsch. Deine Geschichte ist also fertig. Die Frage: »Mein Buch ist fertig – und jetzt?«, schwirrt dir durch den Kopf. Du weißt nicht so recht, wo du anfangen kannst. Mit den vorherigen ersten Punkten bekommst du etwas Struktur in deine Geschichte. Aber du kannst noch mehr tun. Ließ dir das erste Kapitel einmal leise und dann laut durch.


 

3. Mit welchem Konflikt startet deine Geschichte/ das Abenteuer? 

 

Gibt es überhaupt einen Startpunkt? Wenn nicht, dann denk nochmal nach. Eine Geschichte ist wie ein Lebenszyklus. Nur ist er nicht deiner, sondern der von deiner Hauptfigur. Und auch deine Hauptfigur hat eine Vergangenheit. Also, was könnte in ihrer Vergangenheit schiefgelaufen sein, dass sie ihr wohlbehütetes Zuhause oder ihr Versteck fluchtartig verlässt? Erst wenn du dieser Frage auf den Grund gehst, entsteht ein spannendes erstes Kapitel, das deine Leser direkt in die Geschichte hineinkatapultiert.


Worauf du noch achten kannst?

 

Ist diese Szene oder dieses Kapitel sinnvoll? Bringt sie die Geschichte voran?

Ganz ehrlich, das habe ich nie wirklich beachtet, weil ich ja eher intuitiv schreibe. Also erst mal einfach drauflosschreiben. Was dazu führt, dass die Bearbeitungsphase dann viel aufwendiger sein kann. Aber es schreckt mich nicht ab, sondern es zieht mich magisch an. Aber was ich mittlerweile gelernt habe, ist, dass es sinnvoll ist, nach dem ersten Absatz einer neuen Szene zu hinterfragen, inwieweit sie wichtig für die Geschichte ist. Denn meistens weiß man schon, in welche Richtung es gehen soll.

Ich habe schon Szenen geschrieben, in denen ich dachte, dass sie überflüssig waren. Aber am Ende waren sie wichtig, um bestimmte Handlungen der Hauptfigur nachzuvollziehen. Also erklärt euch selbst laut, warum die Szene gut ist und wie sie den Verlauf der Geschichte beeinflusst. Meistens hört ihr dann selbst schon, dass es nicht wirklich stimmig ist. Oder aber, dass ein anderer Verlauf viel spannender wäre.

Stellt euch die berühmt-berüchtigte Frage, die schon so viele Bestseller-Autoren und Autorinnen vor euch getan haben, und sie auch weiterhin befolgen. Was wäre, wenn?

Diese Frage eignet sich vor allem, wenn man in einer Szene oder einem Kapitel festhängt. Dann stellt euch doch mal die Frage.

Beispiel: Mia trifft Tom auf einem Sommerfest. Sie unterhalten sich und schwimmen gleich auf einer Welle.

Die Geschichte geht weiter, dass sie miteinander tanzen und dann zusammenkommen. Einen schönen Sommer miteinander verbringen und jeder dann wieder in seine Welt verschwindet. Ehrlich gesagt klingt das mehr als langweilig. Hier kommt die Frage, »Was wäre wenn?«, ins Spiel.

Was, wenn sie miteinander tanzen und sich dann aus den Augen verlieren? Noch bevor sie ihre Nummern ausgetauscht haben.

Sie suchen sich, aber niemand hat diesen ominösen Traumtypen gesehen. Gab es ihn überhaupt? Oder bildete sich Mia alles nur ein? War es ein Geist? Das klingt doch schon viel spannender. 

Versucht immer wieder, den Blickwinkel zu verändern, um mehr Würze in eure Geschichte zu bekommen. Denn die Leser wollen Spannung. Sie wollen sich in der Geschichte verlieren.


 

4. Kennst du deine Zielgruppe?

 

Sicherlich schmunzeln manche und denken sich: »Pff. Das ist ja wohl klar.« Nein, ist es nicht. Denn viele denken, am Anfang ihre Zielgruppe zu kennen, und schreiben sich als Randnotiz auf. »Dieses Buch ist für Leser zwischen 16 und 99 Jahren geeignet.« Das passt vielleicht für die Anfangsrecherche. Oder für ein Spiel, das man herausbringen möchte. Schließlich will man so viele Leser wie möglich ansprechen. Aber manchmal ist eine Geschichte eben nicht für alle geeignet.

Also studiert regelmäßig den Markt. Sucht euch Vergleichsgeschichten. Auch, wenn eure Narrative unterschiedlich ist. Aber sie beinhaltet sicherlich düstere, romantische, magische, mystische Elemente. Das hilft euch, eure Geschichte besser einzuordnen. Wenn ihr dann noch Personen kennt, die genau darauf abfahren, könnt ihr sie bitten, euer Buch zu lesen. Damit ihr ein brauchbares Feedback erhaltet. Und lest auch eure Konkurrenz hin und wieder. Nicht um zu kopieren, sondern sich am Aufbau zu orientieren, an der Kapitellänge und an der Ausdrucksweise. Das formt euren Schreibstil.


 

5. Gibt es genügend Hindernisse in allen Kapiteln?

 

Es müssen keine aufwendigen Dinge sein. Ein kleines Missverständnis, das die Richtung ändert. Einen Vorfall, der die Hauptfigur zum Umdenken zwingt. Ein Verrat, der deinen Hauptcharakter in eine Falle lockt. Eine unerwiderte Liebe, die deinen Protagonisten zum Handeln zwingt, sonst verliert er sie.

Achtet darauf, dass es kein gerader Weg ist, sondern dass es eine ansteigende und anstrengende Wanderung für eure Figur wird. Wo sie sich zwischendurch ausruhen kann, um an Kräfte zu kommen. Und stelle dir immer wieder die Frage, ob du als Autor deinen Figuren Luft zum Entwickeln gibst? Oder bist du wie die Helikoptereltern, die alle Probleme für ihre Kinder aus dem Weg räumen?

Dürfen deine Figuren selbst herausfinden, wer sie sind oder was sie während des Abenteuers sind? Oder gibst du ihnen alles vor und sie müssen darauf reagieren? Lass sie allein handeln! Und lass sie die Welt erkunden, wie Kleinkinder im echten Leben, mit all ihrer Neugier.


 

6. Ganz wichtig, verwende Synonyme in deinem Buch. 

 

Aber nimm nicht wahllos alle, die dir dein Schreibprogramm anbietet. Sondern Wege ab, welche zu deiner Geschichte passen. Sie müssen zum Ton und Stil deiner Erzählung passen. Wenn du eine moderne Geschichte erzählst, dann sind veraltete Ausdrucksweisen nicht sehr passend. Benutze Synonyme mit Köpfchen. Und lass dir nicht zu viel von anderen Autoren hereinreden, die alles besser wissen. Denn gerade die Besserwisser machen es eben nicht besser.


 

7. Lass dich nicht durch andere beirren!

 

Wenn man eine Geschichte schreibt, dann sitzt man in einer wohlbehüteten Blase. Alles ergibt Sinn. Die eigene Geschichte ist einfach perfekt. Selbst jeder Satz ist sinnvoll und es macht Spaß, weiterzulesen. Irgendwann, wenn die Erzählung fertig ist, will man sich Meinungen von anderen Schreiberlingen holen. Und auf einmal prasselt nur Negatives auf einen ein. Panik breitet sich aus und der innere Kritiker bekommt seine Hochphase.

Du fällst als Autor in ein tiefes, sehr tiefes und dunkles Loch. Die ganze Zeit, die du in deine Geschichte gesteckt hast, war auf einmal Zeitverschwendung. Es fühlt sich nicht mehr richtig an, noch weiter an deine Geschichte zu glauben. Ganz schlechte Idee! Denn genau das war das Ziel deines Gegenübers. In netten, kritischen Äußerungen verpackt, wurde jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. An dieser Stelle horche in dich herein. Was sagt dir deine Intuition?

Natürlich gibt es Kritik, die berechtigt ist. Schließlich ist kein Meister vom Himmel gefallen und kann auf Anhieb alles. Auch die Großen müssen Zeit und Arbeit in ihre Meisterwerke stecken, bevor sie zu Bestsellern werden. Jedoch musst du als Newbie unterscheiden können, welche Kritik dich weiterbringt und welche das einzige Ziel hat, dich zu verunsichern. Einfach, damit du mit dem Schreiben aufhörst. Glaubt mir, da draußen gibt es viele frustrierte Autoren, die alles an Newbies auslassen. Also nehmt wirklich nur die Kritik an, die euch hilft, besser zu werden. Die argumentiert, warum diese Änderung wichtig ist. Und nicht einfach etwas behauptet wird, weil man selbst so mal kritisiert wurde.


 

8. Erstelle einen Stimmungsplan.

 

Was ist das? Sicherlich kennen den viele unter einem anderen Namen. Ich habe ihn so für mich genannt. Und es eher intuitiv für mich gemacht, ohne zu wissen, ob es logisch ist. 😉 

Ein Stimmungsplan besteht aus einer Übersicht deiner Szenen. Schreib zu jeder deiner Szenen einen Satz, worum es darin geht. Dann male einen Kreis und weise ihm eine Farbe zu. Für meinen Kreis benutze ich Grün, Gelb, Rot, Orange und Lila. Aber ihr könnt es machen, wie ihr Lust habt. Ihr könnt auch Emoticons benutzen.

In jedem Kreis male ich die Farbe, die die Stimmung in diesem Kapitel oder dieser Szene darstellt. Also Grün, wenn es friedlich ist und alle happy sind. Gelb, wenn die Stimmung langsam kippt. Wenn eine Diskussion stattfindet. Rot steht für Gefahr. Die Stimmung ist düster, der Antagonist kommt ins Spiel oder auch Probleme. Lila steht für Liebe. Manchmal unterteile ich meinen Kreis in mehreren Farben, weil der Anfang düster war, aber sich dann lichtet, in Hoffnung.

 

Stimmungsbarometer

BeispielStimmungsplan

 

So habt ihr auf einen Blick, welche Emotionen eure Geschichte beeinflussen. Mithilfe des Stimmungsplans könnt ihr auch sehen, ob es monoton wird. Zum Beispiel, wenn über eine längere Zeit alles düster ist. Dann stimmt hier etwas nicht. Die Geschichte kann langweilig sein. Außerdem seht ihr gleich, wo noch ein paar Hindernisse eingebaut werden können. 


 

9. Das Hauptproblem muss am Ende gelöst sein!

 

Wenn das nicht gegeben ist, dann legen die Leser dein Buch frustriert wieder weg. Und werden auch kein anderes mehr von dir kaufen. Also achte darauf, dass die Figur sein Problem lösen kann. Entweder findet er seine Familie und kann sie befreien. Oder aber, er bekämpft das Monster. Was auch immer, Hauptsache am Ende des Buches klappt der Leser mit einem zufriedenen Lächeln das Buch zu. Und hat sein logisches Ende.


 

10. Wie bekomme ich Tiefe in die Charaktere?

 

Viele interviewen ihre Figuren. Schreiben Seiten lange Lebensläufe. Das kann man für den Anfang machen. Aber auf Dauer lässt es dich als Autor keine wirkliche Verbindung mit der Figur eingehen. Nein, stelle, während du deinen Charakter erforschst, kleine Aufgaben.

Beispiel:

Mitten auf der Straße hockt ein verängstigtes Kätzchen. Die Autos rasen an ihm vorbei und hupen. Du siehst es, was tust du?

Figur 1 Mia.

Ich taste mich langsam an das Kätzchen heran. Spreche andere Fußgänger an, damit sie mir helfen, die Autofahrer aufs Kätzchen aufmerksam zu machen. Vor allem aber, damit sie endlich langsamer fahren. Ich habe auch keine Scheu, gegen eines der Autos zu treten oder einen Stinkefinger zu zeigen, wenn ich so das Leben der kleinen Kreatur retten kann.

Sobald ich sie habe, nehme ich sie in die Arme und drücke sie beschützend an meine Brust. Sie bekommt den Namen »Fighter«, weil sie so tapfer war. Ihre smaragdgrünen, Glupschaugen lassen mich nicht mehr los, sodass ich sie mit nachhause nehme. Das muss einfach ein Zeichen vom Universum gewesen sein.

Figur 2 Adam.

Scheiße! Da vor mir inmitten der Kreuzung sitzt ein hilfloses Kätzchen. Was jetzt? Sieht das denn niemand? Sauer, na ja, eher kopflos springe ich auf die stark befahrene Straße. Immer wieder werde ich angehupt und mit bösen Blicken bombardiert. Ist mir aber egal. Man lässt keine Schwachen zurück. Und ich habe mich noch nie an irgendwelche Regeln gehalten.

Ein Autofahrer hält mit quietschenden Reifen vor mir an und springt fuchsteufelswild aus dem Auto. Gleich knallt es, schwirrt mir im Kopf herum. Aber als er sieht, dass ich sogar zum Kämpfen bereit bin, rudert er zurück. Dank dieses Dummkopfs kommt der Verkehr für einen Moment zum Stehen, sodass ich zum Kätzchen sprinte und es rette. Aber was soll ich jetzt damit tun? Ach, meine Nichte hat ja bald Geburtstag, also bringe ich das Kätzchen bei ihr vorbei. Die wird Augen machen. Hoffentlich kümmert sie sich auch gut.

Figur 3 Tom.

Schon wieder so ein Mistvieh. Die sind wie eine Plage. Was sitzt sie auch mitten auf der Straße? Soll ich ihr helfen? Schließlich tun ja schon die anderen nichts? Gerade wenn ich mein eigenes Leben für diesen Flohsack aufs Spiel setze, bombardiert mich mein Unterbewusstsein mit Bildern. Mit schrecklichen Bildern aus meiner Kindheit, die sich anfühlen, als wären sie erst gestern entstanden. Dabei bin ich schon 30 Jahre alt. Und dennoch triggern sie mich.

Wie meine Mutter ihre Flohsäcke lieber hatte als mich. All ihr hart verdientes Geld ging für die Drecksviecher drauf. Während ich in alten und löchrigen Klamotten herumlaufen durfte und in der Schule gemobbt wurde. Aber all das interessierte meine Mutter nicht, seit dem Tod meines Vaters. Für sie zählten nur diese stinkenden Flohsäcke. Bis heute weiß sie nicht, was mit ihrem Mr. Schnurrbart passiert ist. Pf. Niemals würde ich dieses Ding retten. Was stimmt denn nicht mit mir? Und so drehte ich mich um und überließ dieses Ding seinem Schicksal.


 

Mit kleinen Situationen erforscht man den Charakter …

 

Diese kleinen Situationen können dir helfen, viel mehr über deinen Charakter in Erfahrung zu bringen, als es dir lieb ist. Während Mia und Adam sich selbst in Gefahr bringen, weil ihre empathische Seite stärker ausgeprägt ist, zeigt Tom eine ganz andere Seite an sich. Die auf ein Trauma zurückzuführen ist. Was aber dem Leser dann logisch erscheinen wird.

Diese Übungen sind gut, wenn man mal wieder in einer Szene feststeckt. Dann fragt euch, was wäre, wenn. Auch müsst ihr eure Figur nicht beschreiben, sondern lasst sie in Situationen agieren, also handeln. Durch Toms Verhalten wissen die Leser selbst, dass er nicht zu den Guten gehört. Sie können sich also schon denken, wie er in Wirklichkeit ist. Spielt damit, anstatt dass ihr schreibt: Er ist ein Sadist. Wie äußert sich das Sadistische?


 

11. Passt die Welt in die Geschichte? Und passen die Namen der Orte zusammen?

 

Vor allem die eingefleischten Fantasy-Fans lieben neue Welten. Sie freuen sich, diese auch zu erkunden. Also gibt ihnen auch die Einblicke in diese geheimnisvollen und spannenden Welten. Aber denkt daran, dass die Welt eure Geschichte unterstützen soll. Also, wenn ihr von der Zukunft schreibt, dann sollte das auch wenigstens teilweise in euerer Welt vorkommen, durch die Technik oder andere Elemente.

Die Namen der Orte sollten ebenfalls passen. Also nicht wild durcheinander mixen, indem ihr englische Wörter benutzt und dann wieder deutsche. Versucht da, eine Verbindung zu erschaffen.


 

12. Spätestens nach der dritten Seite sollte man wissen, wer der Protagonist ist.

 

Kennt ihr die Bücher, bei denen man erst nach gefühlt dem fünften Kapitel weiß, wer der Hauptcharakter ist? Und wo die Geschichte überhaupt spielt. Ich hasse das. Weil der Leser teilweise orientierungslos zurückbleibt. Auch kann ich es überhaupt nicht leiden, wenn man nicht weiß, wie die Figur aussieht. Dann stellt man sich selbst eine Figur vor und am Ende entspricht die gar nicht dem Protagonisten.

Genau an dieser Stelle würde ich das Buch weglegen und auch nie wieder etwas vom Autor kaufen. Also achtete darauf, dass ihr die Leser eben nicht orientierungslos zurücklässt. Und streut immer mal wieder Sachen ein, die den Protagonisten beschreiben. Was ich auch gern immer falsch mache, ist, dass ich die Leser mit Infodump überschütte. Ich möchte, dass sie alles sehen, was ich sehe und schreibe. Also, weniger ist oft mehr.

 

Hier bekommst du die Überarbeitungscheckliste.

Hier kannst du die Vorlage zum Stimmungsplan herunterladen.

Viel Erfolg beim Schreiben. 😉

 

So meine Wölfe, mit dem Beitrag: »Mein Buch ist fertig – und jetzt?«, hoffe ich, euch etwas weitergeholfen zu haben. In der Überarbeitungscheckliste findet ihr weitere Dinge und Fragen, auf die ihr achten solltet. Viel Spaß mit den PDFs. Und ich hoffe, ihr schreibt auch fleißig während der Weihnachtszeit an euren Geschichten, um dann voll ins neue Jahr zu starten.

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