7 Vampir-Verben die man vermeiden sollte

7 Vampir-Verben die man vermeiden sollte

Hallo Wölfe und Wölfinnen. Mein heutiger Beitrag handelt von »7 Vampir-Verben, die man vermeiden sollte«.

Ihr fragt euch: Was sind Vampir-Verben? Da seid ihr nicht allein.

Ein Gespräch unter Freundinnen …

 

Vor Kurzem hatte ich eine lustige Unterhaltung mit einer netten Autorin.

 

Sie: »Boah, ich hab so viele Vampire in meiner Geschichte. Keine Ahnung, ob ich die alle loswerde.«

Ich: »Vampire? Na ja, benutz doch Knoblauch, dann verziehen sie sich von allein.«

Sie: »Witzig. Habe ich schon probiert. Funktioniert nicht.«, lacht und schüttelt den Kopf.

Ich: »Schreibst du nicht Liebesromane? Oder probierst du dich jetzt an einem Romantasy?«

Sie: Zieht die Augenbrauen hoch. »Ehem. … Nein. Ich schreibe immer noch Liebesschnulzen. Wieso?«

Ich: Kratze mir am Kopf. Wohin soll dieses Gespräch eigentlich noch führen? »Na, weil du andauernd von Vampiren sprichst. Seit wann kommen die in Liebesschnulzen vor?«

Sie:  Fängt an zu lachen, weil ich leicht verpeilt dreinschaue. »Quatsch! So nennt man Verben, die einem anderen Verb die Kraft entziehen. Halt Vampir-Verben. Kennst du die nicht?«

Ich:❓❓❓ Neinnnnnnnnn! Muss sie aber nicht wissen! 😜 Fühle, wie mein Gesicht vor Scham glüht. Sicherlich kann man mich schon aus dem Weltall sehen. Leuchtend rot – und wie gern würde ich mich jetzt in Staub auflösen. Tja, als Newbie mal wieder ein weiteres Fettnäpfchen mitgenommen.

Sie: »Kennst du keine Vampir-Verben

Ich: »Doch! Klar.🤭 Sie sind zu Hauff in meiner Geschichte vorzufinden. Vielleicht sollte ich mal den Knoblauch versuchen?«, zwinkere ich.

Sofort kichern wir.

Und je länger ich über diese Vampir-Verben nachdachte🤔, umso klarer wurde es mir.

Ich: »Ich kenne sie unter dem Namen Parasiten-Verben

Sie: »Ja, auch das ist eine gute Bezeichnung. Parasiten-Verben, muss ich mir merken.«

Mal wieder hat ein Austausch unter Gleichgesinnten eine neue Erkenntnis gebracht. 😀

 

Vampir-Verben oder Parasiten-Verben:

 

Jeder von uns kennt Verben, die andere Verben brauchen, um richtig zu funktionieren. Diese sind uns auch bekannt als Hilfsverben.

Dazu gehören: haben, sein und werden.

Bei den Vampir-Verben handelt es sich ebenfalls um Verben, die zusammen mit anderen vorkommen. Der Unterschied bei diesen Verben ist, dass sie das andere Wort unterdrücken. Sie geben dem anderen Verb keinen Raum, damit es allein glänzen kann. Der heutige Beitrag »7 Vampir-Verben, die man vermeiden sollte«, hilft uns, sie in Zukunft zu vermeiden oder wenigstens zu reduzieren.

 

Was sind Vampir-Verben?

 

Es handelt sich hierbei um »7 Vampir-Verben, die man vermeiden sollte«, die vor allem bei Lektoren und Verlagen verpönt sind. Diese Verben hängen sich an das andere Wort ran und saugen ihnen die Energie oder Kraft heraus. Dadurch schwächt man die eigene Geschichte ab. Parasiten-Verben profitieren vom anderen Verb, weil sie allein nicht gebraucht werden. Unsere Narrative ist dann deutlich passiver und statischer.

 

Warum benutzen wir Vampir-Verben überhaupt?

 

Gute Frage. Bestimmt bekommen wir es auf den ersten Blick nicht einmal mit, dass wir sie beim Schreiben verwenden. Einfach, weil wir so in unserer Geschichte drinnen sind. Anfangs ist es sogar nützlich und gut, wenn wir sie benutzen. Schließlich wollen wir mit unserer Historie vorankommen. Niemand mag es, wenn man bei jedem Wort ins Stocken kommt, nur um darüber nachzudenken, ob uns da ein besseres Wort oder ein Verb einfällt.

 

Kleiner Tipp:

 

Ich schiebe hier einen kleinen Tipp ein. Sicherlich ist der euch bekannt.

Um beim Schreiben nicht hängen zu bleiben, wenn mir ein Wort nicht direkt einfällt, schreibe ich den erstbesten Begriff auf, der mir in den Sinn kommt. Diesen markiere ich dann mit »???«, drei Fragezeichen. Oder aber mit einem »traurigen Smiley 🙁«. So sehe ich dann bei der Überarbeitung gleich, wo mein Problem war, und bis dahin fallen mir dann meistens die passenden Begriffe ein. Wenn nicht, belasse ich es noch etwas so, bis ich es ein zweites Mal überarbeite.

 

Welchen Sinn hat der kleine Tipp?

 

Ganz einfach: Ich unterbreche nicht meinen Schreibflow. Probiert es mal aus! Wenn man sich ständig selbst unterbricht, weil man mit einem Wort hadert, dann kommt man ganz schnell aus dem Schreibrhythmus heraus. Und irgendwann verliert man auch die Lust am Schreiben. Dann legt man frustriert das Kapitel oder die Szene weg. Mit dieser Vorgehensweise bleibt ihr aber im Schreibmodus und könnt hinterher gemütlich eure Problemzone aufsuchen und ein passenderes Wort einstreuen.

 

Welche Tricks habt ihr denn so beim Schreiben? Schreibt mir, vielleicht kann ich ja noch etwas Neues von euch lernen? Viel Spaß beim Ausprobieren!

 

Brauche ich also die Parasiten-Verben im Verlauf meiner Geschichte?

 

Nein! Die 7 Vampir-Verben, die man vermeiden sollte, blähen den Text nur unnötigerweise auf und man hat auch sonst keinen richtigen Nutzen von ihnen. Außerdem tragen Prasiten-Verben dazu bei, dass der Text passiv klingt. Diese Vampir-Verben hemmen ihn, sich zu entwickeln, und klauen ihm seinen Zauber. Also weg damit! Es reicht die Lösch-Taste.

Aber falls ihr euch immer noch nicht sicher fühlen solltet, könnt ihr vorsichtshalber ganz in der Nähe eine Knoblauchzehe platzieren. Man weiß ja nie, wie diese Vampir-Verben so reagieren. Nicht, dass sie euch vor lauter Wut an die Gurgel springen, weil ihr sie aus eurer Geschichte verbannt. Denn sie können echte Diven sein. 😉

Kleiner Scherz. Sicherlich fragt ihr euch schon, welche Verben zu diesen Anhängseln gehören?

 

Welche Vampir-Verben gibt es?

 

In den meisten Schreibratgebern ist die Rede von »7 Vampir-Verben, die man vermeiden sollte«, die sich vor allem in die Manuskripte von Newbies einschleichen. Die Lektoren streichen sie auch sofort. Und manchmal sind sie auch noch miteinander verwandt. Vielleicht ist die Dunkelziffer der Vampir-Verben auch viel höher, als uns bewusst ist?

Okay, dann merken wir uns mal diese nervigen Parasiten für die Zukunft, um eben nicht jedes Fettnäpfchen beim Schreiben mitzunehmen.

 

7 Vampir-Verben, die man vermeiden sollte:

 

1. Bekommen:

Bekommen ist kein typisches Vampir-Verb, aber weil es selbst nicht besonders stark ist, braucht es ein weiteres Wort, an das es sich anheften kann. Jeder von uns hat diesen Satz entweder schon zigmal gelesen oder aber selbst geschrieben.

Beispiel: Ich bekam eine Gänsehaut, die mir den Rücken runterlief.

Was ist passiert? Dieser Satz ist sowas von passiv. Da ist es schon besser, wenn die Gänsehaut selbst aktiv wird.

Besser: Sofort lief mir die Gänsehaut über den Rücken.

Klingt gleich aktiver und es ist besser zu lesen.

 

2. Scheinen:

Beispiel: Es schien so, als würde Marie schon bald eine wichtige Entscheidung treffen, die ihr gesamtes bisheriges Leben auf den Kopf stellen wird.

Dieses Vampir-Verb benutzen wir oft und gerne zu Anfang. Vielleicht auch unbewusst und verunsichert. Jedenfalls finde ich dieses Verb »scheinen« in meinem ersten Entwurf hin und wieder vor.

 

Aber warum ist das so?

 

Weil wir am Anfang unserer Geschichte noch nicht genau wissen, wohin die Reise geht. In welche Richtung unser Text sich entwickeln wird. Wir stehen halt noch am Startpunkt und brauchen etwas Zeit, bis alles ins Rollen kommt.

Spätestens bei der ersten Überarbeitung sollten auch die letzten Verunsicherungen verschwinden. Uns sollte ganz bewusst werden, wohin es jetzt geht. Der logische nächste Schritt in unserer Überarbeitung ist dann, dass wir alle passiven Formulierungen aus unserer Geschichte verbannen und sie in aktive verwandeln. Sie sollen bei unseren Lesern spannende Bilder im Kopf erschaffen und auslösen.

 

Seien wir mal ehrlich: Warum lesen wir ein Buch?

 

Um in eine fantastische und magische Welt zu entfliehen und dort zusammen mit den Hauptcharakteren ein echtes und unvergessliches Abenteuer zu erleben. Kurz gesagt, wir wollen unseren stressigen Alltag hinter uns lassen. Ihn vergessen! Und da brauchen wir definitiv keine Vampir-Verben, die die Geschichte an der Kurzenleine halten.

Besser: Marie entscheidet sich für Ben und eine unvorhersehbare Zukunft. Somit gegen Harald und für das Leben nach Plan.

Warum soll diese Formulierung besser sein? Weil die Protagonistin ganz klar Stellung bezieht. Sie hat sich für eine Seite und somit für einen Mann entschieden. Bestimmt hätten sich viele von den Lesern für Ben entschieden. Denn hier erwartet uns Spannung. Bei Harald und dem durchgeplanten Lebenskonzept erwarten uns als Leserschaft Monotonie und Passivität.

 

3. Versuchen:

Beispiel: Er versuchte, das Feuer anzumachen.

Schon allein dieser Satz bringt mich auf die Palme. Irgendwie ist das nichts Halbes und nichts Ganzes. Entweder schafft man es, das Feuer anzumachen, oder eben nicht! Versuchen klingt sehr passiv. Für mich hat es so einen leichten negativen Beigeschmack. Ich muss gestehen: Auch in meinem Text verirrt sich hin und wieder »Versuchen«.  Mein Rat: Komplett darauf verzichten! 

Besser: Daniel zündet das Feuer an, trotz des starken Winds und Regens.

Dieser Satz hört sich zum Vorherigen gleich viel zielorientierter an.

 

4. Anfangen:

Beispiel: Tom fing an zu laufen.

In diesem Beispielsatz kann man sehr gut verdeutlichen, was mit Vampir-Verb gemeint ist. Laufen ist ein starkes Verb und ruft sofort Bilder beim Lesen im Kopf hervor. Wenn aber „fing an zu laufen“ davor steht, dann bekommt das entstandene Bild eine Vollbremsung. So als wolle man einen rennenden Hund davon abhalten, hinter dem Ball herzujagen. Der Arme springt auf der Stelle hin und her, zieht an der Leine, weil er seinen Ball will.

Besser: Tom läuft entlang der Allee.

Natürlich brauchen wir das Verb „Anfangen“, denn immer gibt es einen Anfangspunkt. Aber hier saugt es dem Verb »laufen« die Energie aus. Es ist passiv. Also besser nicht allzu oft verwenden.

 

5. Beginnen:

Wie schon erwähnt gibt es Parasiten-Verben, die miteinander verwandt sind. Sowie beginnen mit Anfangen.

Beispiel: Rosa begann zu kochen.

Hier lenkt mich »begann« vom eigentlichen Verb »Kochen« zu sehr ab. Ich bekomme Bilder im Kopf, wie Rosa das Kochen vorbereitet. Aber die eigentliche Aktion »Kochen« geht bei mir komplett unter.

Besser: Rosa kocht Toms Lieblingsessen Spaghetti Bolognese. 

Die Situation ist gleich viel bildhafter und aktiver. Sie erzeugt genau die richtigen Bilder bei der Leserschaft. Nämlich, wie Rosa in der Küche herumhantiert und vielleicht mehr Soße im Gesicht und auf der Schürze hat als im Kochtopf selbst.

 

6. Spüren:

Beispiel: Klara spürte, wie ihr Herzschlag raste.

Auch hier schlägt das Vampir-Verb zu. Es klaut die Kraft aus dem Herzschlag.

Besser: Klaras Herzschlag raste.

Ist viel lebendiger und sprudelt nur so vor Blut, Kraft und Unabhängigkeit.

 

7. Befinden:

Beispiel: Fred befand sich im Schrank seiner Liebsten, um nicht von ihrem wütenden Ehemann erwischt zu werden.

Betrachten wir das Verb »befinden« genauer, stellen wir fest, dass es sich um ein sehr statisches und passives Verb handelt. Es gibt keinen Ortswechsel. Die verfahrene Situation, in der Fred gerade ist, springt nicht so richtig auf den Leser über.

Besser: 

Fred küsst Marie leidenschaftlich am Hals und streicht langsam ihren Träger vom Nachthemd herunter, um ihren drallen Busen zu entfalten, als draußen plötzlich ein Auto mit quietschenden Reifen parkt. Jemand knallt die Autotür zu und rennt zum Eingang. Es ist Maries Ehemann, der auf 180 ist. 

     Fred und Marie laufen wie zwei kopflose Hühner im Schlafzimmer herum. In letzter Sekunde versteckt sich Fred im stickigen Schrank. Während Maries Ehemann polternd durchs Haus stolpert. Mit ein paar Küssen und Liebkosungen beruhigt Marie ihren Göttergatten und prompt kehrt er zurück zur Arbeit. Fred kommt leise aus dem Schrank. In zwei Stunden kehrt der nervige Ehemann wieder heim. Aber bis dahin liegt Fred schon längst bei Laura in den Armen.

Natürlich hätte auch nur ein Satz ausgereicht, aber meine Fantasie ist mal wieder mit mir durchgegangen. 😉

Jedenfalls ist diese Darstellung viel lebendiger und spannender. Man will wissen, ob der Ehemann Fred am Kragen packt und ihn aus dem Haus zerrt.

 

Fazit:

 

Die »7 Vampir-Verben, die man vermeiden sollte« oder, wie ich sie gerne nenne, Parasiten-Verben, sind für den Erstentwurf unserer Geschichte sogar von Vorteil. Sie tragen dazu bei, dass unser Schreibfluss nicht gestört oder unterbrochen wird. Auch helfen sie uns zu Anfang, unsere Geschichte aufzuschreiben. Sie sind eine Art Stützräder für unsere Geschichte, um richtig in sie reinzukommen. Um im Verlauf immer sicherer zu werden, damit wir einem roten Faden folgen können.

 

Aber spätestens bei der ersten Überarbeitung müssen alle eliminiert werden! Da sie sonst zu unserer mentalen Handbremse werden, weil sie keine lebendigen und spannenden Bilder vor unserem inneren Auge zulassen. Wer sich also die Arbeit ersparen kann und will, der schreibt von Beginn an ohne diese Vampir-Verben. So spart man sich unnötige Umformulierungen und Veränderungen. Aber man kommt auch nur schleppend voran.

 

Üben und Schreiben und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen …

 

Üben. Üben. Üben. Schreiben. Schreiben. Schreiben. Das sind die Zauberworte, um eine gute Geschichte zu erschaffen. Eigentlich sind es üben, schreiben und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Genau diese Kombination hilft uns dabei, dass uns diese 7 Vampir-Verben ins Blut übergehen und wir sie nicht in unsere Geschichte einbauen. Also denkt immer daran, wenn ihr schreibt: Die Leserschaft will Abenteuer erleben und sie nicht vorerzählt bekommen, die passiv und statisch sind.

 

Denn da legt jedermann und jede Frau das Buch aus der Hand. Also meine Wölfe, ich hoffe, ihr habt etwas Neues gelernt. Ich werde in Zukunft besser darauf achten. Und vor allem nachts eine kleine Knoblauchzehe in meiner Nähe haben.

 

Wer weiß, vielleicht halte ich ja so die Vampir-Verben direkt davon ab, sich in meine Geschichte zu schleichen. 😂 Ich hoffe, euch hat der Beitrag »7 Vampir-Verben, die man vermeiden sollte«, gefallen.

Bis bald! Auuuu!

Eure Pauli Wolf 🐺🐾

2 Gedanken zu „7 Vampir-Verben die man vermeiden sollte

  1. Ok.ok. Ich werde meinen Text mit der Suchfunktion durchgehen, um die Vampire zu finden. Fürchte, dass ich einige Scheinen und Spüren ertappen werde.
    Vielen Dank für den Beitrag!

    1. Hallo Greta.

      Da kann ich dich beruhigen, du bist nicht allein. Sicherlich findet man hin und wieder
      auch bei seinen Lieblingsautoren das eine oder andere Vampir-Verb. Man muss halt darauf
      achten, dass es nicht überhandnimmt. 😉
      Freut mich, dass dir der Beitrag weiterhelfen konnte.
      Willkommen im Rudel.
      Auuu!
      Beste Grüße
      Pauli

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