Show don’t tell

Show don’t tell

Hallo Wölfe.

Mein heutiger Beitrag handelt von »Show don’t tell« Oder was für andere geläufiger ist. »Zeigen nicht erzählen« Viele von euch kennen das Problem mit dem Show don’t tell, zu Genüge. Lasst uns gemeinsam herausfinden, wie wir dieses leidige Thema minimieren, nein besser noch eliminieren können. Aber zunächst einmal ist es an der Zeit zu verstehen, was das genau ist.

 

Was ist »Show don’t tell« eigentlich?

 

Angeblich ist Show don’t tell oder Zeigen nicht erzählen, vor allem ein weit verbreitetes Problem bei den »Newbies«, die noch nicht lange schreiben. Somit fehlen ihnen das Handwerk und die Erfahrung, wenn es nach den Profis geht. Nur mal kurz am Rande, heutzutage kann sich jeder Profi nennen. Also lassen wir das mal hier offen stehen. 😉 

Es handelt sich hier bei um Hilfsregeln oder Orientierungspunkte, die erfahrene Autoren mal eben so aus dem Ärmel schütteln. Aber es ist keine wirkliche Hexenkunst. Auch wir »Newbies« können sie lernen! Meinen wir es böse, weil wir alles detailliert beschreiben?

Nein! Im Gegenteil, uns liegt die Leserschaft am Herzen, deswegen erzählen und umschreiben wir ihnen sämtliches in unseren Geschichten. Selbst wenn es der Situation nicht entspricht. Was, wenn der Leser, dass eine oder andere verpasst?

Wir vergessen schlichtweg, dass die Leserschaft selbst im Stande ist, die Geschichte zu verstehen und zu erleben. 

 

Was ist der Unterschied zwischen Show und Tell?

 

Show also zeigen, bezieht sich auf etwas Aktives. Eine Situation, die der Protagonist durchlebt, wie einen Kampf, einen Dialog, eine lebendige Szene, eine Handlung, die er ausführt. Ohne das der Autor dem Leser etwas vorwegnimmt. 

»Sie war ungeduldig und wollte nur hier raus.« Dieser Satz ist eine eindeutige Interpretation. Damit zwingen wir dem Leser auf, dass er die Szene, die Stimmung ebenfalls als ungeduldig wahrnimmt. Wir geben unseren Lesenden keinen Spielraum auf die eigene Sichtweise. 

 

Wie könnten wir zeigen also show, was die Figur wirklich fühlt? 

 

Indem wir lernen, Gefühle in Körpersprache umzuwandeln. Wir müssen uns die Situation vor Augen führen und uns in die Figur hineinversetzen. Dabei sollten wir unsere Sinneseindrücke miteinbeziehen und uns außerdem immer wieder fragen, wie sich »Ungeduld« oder »Angst« noch äußern können.

Nehmen wir das Beispiel Ungeduld. Wie können wir dieses Gefühl vermitteln, ohne es beim Namen zu benennen? Aber das dem Leser dennoch klar wird, wie sich der Protagonist fühlt.  Schließlich wollen wir, dass die Leser:innen sich mit dem Hauptcharakter identifizieren. 

 

Beispiel:

Ich wippte mit meinem Fuß und rutschte auf dem Stuhl hin und her. Jeder Blick schweifte zur Uhr an der Wand. Dieses Geräusch Tick-tack, Tick-tack löste in mir das Gefühl des Verrücktwerdens aus. Diese verdammten Minuten zogen sich in die Länge wie ein ausgelutschtes Kaugummi. Wann war ich befugt diesen Ort endlich zu verlassen?

 

Eine kleine aber erinnerungsvolle Szene …

 

In dieser kleinen Szene bekommt der Leser einen guten Eindruck von der Situation, in der sich der Hauptcharakter befindet. Er kann es sich bildhaft vorstellen und sich mit der Figur identifizieren. Ohne konkret das Wort »Ungeduld« zu nennen, kann der Leser nachvollziehen, wie die Figur empfindet. Hier handelt es sich um ein gutes Show don’t tell. Mit Aktionen und Reaktionen des Protagonisten konnten wir eine Situation erschaffen, in die der Leser sich ganz genau einfühlen konnte. Ohne vorzugeben, worum es geht. 

Tell bedeutet, wir beschreiben eine Situation eher passiv. Und nehmen so dem Leser seine Interpretationsfreiheit weg. Wir geben ihm vor, was er denken und wie er sich dabei fühlen soll. 

 

Beispiel:

Nervös und ungeduldig sitze ich auf dem Stuhl. Die Zeiger der Uhr bewegen sich gefühlt schleppend voran. Ich drehe gleich durch, wenn ich noch einmal den Sekundenzeiger höre. Die Zeit will einfach nicht vorbeigehen. Sobald die Klingel klingelt, wäre ich die Erste, die hier raus rennt. 

 

Nicht sehr ansprechend …

 

In diesem Beispiel drängen wir den Leser die Atmosphäre auf. Sie sollen sie so sehen, wie wir sie sehen. Es gibt keinen Spielraum. Wir platzen mit dem ersten Satzdirekt mit der Tür ins Haus. Nervös und ungeduldig knallen wir unserer Leserschaft um die Ohren. Sie haben keine andere Wahl, als genau diese Behauptung anzunehmen. Es ist nicht wirklich ansprechend. 😉 Hier gibt es kein Show sondern Tell. Wir beschreiben die Situation eher. 

 

Wie kann man das Gefühl »Angst« besser darstellen?

 

Indem man sich ebenfalls auf die Körpersprache und die Mimik konzentriert. Zum Beispiel könnte man die Angst durch zittrige Hände darstellen. Im Übrigen kann man mit der Stimme spielen. Sie kann an bestimmten Stellen versagen. Man kann auch die Blicke miteinbeziehen, indem man die Augen weit aufreißt. Mit einer in sich gesackten Körperhaltung kann man die Angst ebenfalls hervorheben. 

All diese Hilfsmittel lassen sofort die richtigen Bilder im Kopf entstehen.

 

Wann benutze ich also Show und wann Tell?

 

Ein Erzähler oder Erzählerin muss selbst entscheiden, wann es wichtig ist. Wann sich die Situation ergibt, sie mehr oder weniger zu beschreiben. Wann etwas wichtig und wann etwas unwichtig ist. Manche Szenen sind belanglos und müssen nicht detailliert beschrieben werden.

Wohingegen andere zum Vorankommen der Geschichte unverzichtbar sind. Es ist ein Balanceakt. Denn zu wenig Show führt dazu, dass die Leserschaft sich langweilt. Zu viel Show hingegen kann die Lesenden definitiv überfordern. Wichtig ist, einen gesunden Mittelweg zu finden. 

 

Show wird benutzt, wenn …

 

  • man der Leserschaft eine neue Welt vorstellt, damit sie über bestimmte Informationen verfügt und Details kennt.
  • es sich um einen bedeutungsvollen Dialog handelt, der die Handlung vorantreibt.
  • es sich um eine Schlüsselszene, einen Wendepunkt oder um einen Höhepunkt handelt.
  • man sich in einer Konfliktsituation, einem Drama oder einer Krise befindet.
  • die Entwicklung des Charakters dargestellt wird.

 

Tell wird benutzt, wenn …

 

  • man Übergänge zwischen Szenen braucht.
  • man Wiederholungen wie Wort- oder Handlungen vermeiden möchte.
  • es weniger signifikante Momente in der Geschichte gibt.
  • man Lesern Infos gibt, die sie brauchen, die aber die Handlung nicht voranbringt.
  • man Spannung erzeugen möchte.
  • nicht so viele dramatische Zeitspannen zusammengefasst werden.

 

Wie kann man überprüfen, ob der Text beim Lesen Bilder im Kopf entstehen lässt?

 

Das ist ein ganz spannendes Thema und eigentlich recht plausibel. Und dennoch machen es viele von uns falsch. Auch ich. 😉 Indem wir uns unsere Geschichte oder aber die Kapitel als Filmszenen vorstellen. Stellt euch folgende Frage, während ihr euer Kapitel, eure Szene durchliest oder bearbeitet. Kann man euren Text verfilmen? Ist die Antwort »Ja«, dann entstehen fast von selbst Bilder im Kopf beim Leser. Dann muss man kaum etwas verändern. Natürlich kann man an ihr schleifen, damit sie zu einem Diamanten wird. Aber man muss keine Angst haben, dass sie falsch ist. 

 

Ist die Antwort Nein, was tun?

 

Ist die Antwort »Nein«, dann liegt es daran, dass man behauptend schreibt. Das kann man ändern, indem man die Gedanken und Gefühle der Figur durch weitere Handlungen erweitert, um ein stimmiges Bild zu erschaffen. Und um die Geschichte runder zu gestalten.

 

So meine Wölfe, denkt immer daran, kann ich meine Geschichte, mein Kapitel, meine Szene verfilmen? Dann seid ihr auf einem sehr guten Weg, dass ihr genügend Show Anteile in eurem Text habt. Entstehen aber keine genauen Bilder, dann müsst ihr sie noch einwenig beschreiben, um die Handlung besser in den Vordergrund zu bringen. 

 

Letzten Endes vertraut eurem Bauchgefühl, denn es hat oft recht. Ihr werdet es nie allen recht machen können. 😉

 

Ich drücke euch auf jeden Fall die Daumen, dass ihr das hinbekommt.

Auf bald. Auuuu. 😉

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